Es ist November 2024.
Bis hierher habe ich es geschafft. Tatsächlich. Ich lebe noch!
Die Sorge eines Rezidivs bleibt, wird immer bleiben. Wegen meiner vielen befallenen Lymphknoten ist das Risiko leider
sehr hoch.
Mein
Leben
hat
sich
verändert,
ich
habe
mich
verändert.
Ich
bin
nachdenklicher,
nachsichtiger,
dankbarer,
ruhiger
geworden.
Kleine
glückselige
Momente
sauge
ich
auf,
schlechte
Momente
prallen
an
mir
ab,
zumindest
versuche
ich
es,
diese
Dinge
nicht
mehr
so
nah
an
mich
ranzulassen.
Es
gibt
eine
Person,
die
mir
immer
noch
„ans
Bein
pinkeln“
will,
aber
das
prallt an mir ab. Was gehen mich seine kranken Phantasien an?
Mein
Buch
„…eben
war
sie
noch
da!“
endete
zeitlich
im
Frühjahr
2021.
Ich
erreichte
viele
Leser/-innen
und
ich
erntete
viel
Lob
für
mein
veröffentlichtes
Buch.
Da
ich
immer
wieder
gefragt
werde,
wie
es
mir
heute
geht,
wollte
ich
einen
zweiten
Teil
veröffentlichen, aber es reicht, wenn ich auf meiner Website eine kleine Fortsetzung präsentiere.
Wie ging es also mit mir weiter?
Im
Mai
2021
gründete
ich
mit
zwei
von
meinen
früheren
Bandkollegen
eine
neue
Band
namens
„Pick
The
Beat“.
Wir
suchten
uns
noch
einen
Gitarristen
dazu
und
die
Proben
begannen,
so
dass
wir
schon
im
Oktober
zwei
Auftritte
hinlegen
konnten.
Ich war glücklich, endlich wieder ein Stück Normalität in mein Leben zu bekommen.
Die
Chemotherapie
hatte
ihre
Spuren
hinterlassen:
Polyneuropathien
in
beiden
Beinen
und
Füßen,
ständig
entzündete
Fußnägel.
Die
Nächte
wurden
nicht
mehr
durchgeschlafen,
Schmerzen
und
Krämpfe
in
den
Füßen
bestimmten
die
Nächte.
Am Tage war ich kraftlos und Schmerztabletten waren meine Helferlein.
Ab
Mai
2022
nahm
ich
an
einer
Krebsstudie
an
der
Medizinischen
Hochschule
Hannover
teil,
die
ADAPTlate-Studie.
Täglich
morgens
3
Tabletten
Abemaciclip,
abends
3
Tabletten
Abemaciclip,
zwei
Jahre
lang.
Abemaciclip
ist
ein
Medikament,
das
die
Metastasenbildung verhindern oder aufhalten kann. Mehr Infos darüber findet man auf meiner Website.
Ich
hatte
Bedenken,
ob
ich
diese
Studie
durchhalten
werde,
da
ich
viel
darüber
gelesen
hatte
und
so
auch
erfuhr,
dass
es
viele
Betroffene
gab,
die
diese
Studie
abbrechen
mussten,
da
das
Medikament
mit
seinen
Nebenwirkungen
nicht
einfach
wegzustecken ist.
Auch
diese
zwei
Jahre
habe
ich
geschafft,
ich
habe
nicht
abgebrochen.
Ich
muss
aber
zugeben,
es
war
nicht
einfach.
Meine
Muskelkraft
verließ
mich
jeden
Tag
ein
bisschen
mehr.
Durchfall
war
schon
zur
Normalität
geworden,
schlechte
Leberwerte,
Gewichtszunahme.
Meine
Polyneuropathien
wurden
in
dieser
Zeit
schlimmer,
was
aber
nichts
mit
dem
Studienmedikament
zu
tun
hatte.
Mittlerweile
konnte
ich
mich
nur
noch
mit
Unterarmgehstützen
fortbewegen,
im
Jahr
2023
mitunter
auch
nur
noch
im
Rollstuhl.
Bei
Auftritten
mit
meiner
Band
schmiss
ich
mir
einige
Schmerztabletten
ein,
so
dass
es
kaum
auffiel,
dass
es
mir
nicht
gut
ging.
Das
Tragen
der
Bassgitarre
fiel
mir
immer
schwerer,
die
Spielpausen
wurden
öfter
und
länger
durchgezogen. Aber trotz allem hatte ich viel Spaß, das Musikmachen war so wichtig für mich.
2023
veröffentlichten
wir
vier
eigene
Songs.
Danach
löste
sich
die
Band
auf.
Einer
hatte
keine
Lust,
ein
anderer
keine
Zeit
mehr.
Ein
knappes
Jahr
dauerte
es,
dann
hatten
mein
Bandkollege
und
ich
einen
Übungsraum
gefunden
und
nun
geht
es
mit
Pick
The
Beat
weiter.
Das
Spielen
am
Bass
habe
ich
aufgegeben,
da
gibt
es
auch
durchaus
bessere
Bassisten.
So
muss
ich
jetzt
das
schwere
Ding
nicht
mehr
tragen
und
kann
mich
voll
und
ganz
dem
Singen
widmen.
So
besteht
meine
Band
jetzt
aus
einem
Leadgitarristen,
einem
Bassisten
und
einem
Drummer.
Ach,
und
ich
natürlich
mit
dem
Gesang.
Eine
Person
am
Keyboard wird noch gesucht, aber alles mit der Zeit.
Im
Mai
2023
trat
ich
eine
Urlaubsreise
an:
Schottland,
Irland,
England.
Ein
Traum!
Was
für
Landschaften,
was
für
tolle
Menschen
-
ich
sog
alles
in
mich
auf.
In
dieser
Zeit
durfte
ich
nach
ärztlicher
Rücksprache
meine
Medikamente
komplett
absetzen und mir ging es gut damit.
Jahreswechsel 2023/2024
Zum
Jahreswechsel
werde
ich
immer
sehr
nachdenklich.
Auch
am
Jahrestag
der
Diagnose
(26.07.)
werde
ich
ganz
demütig
-
und
wieder
ein
Jahr
geschafft.
Es
ist
eine
Gradwanderung
der
Gefühle.
Da
sind
diese
Schmerzen,
die
mir
das
Leben
schwer
machen,
aber
gleichzeitig
auch
Dankbarkeit,
immer
noch
am
leben
zu
sein.
Diese
Dankbarkeit
hole
ich
mir
jeden
Tag
hervor
und
so
meistere
ich
alles
andere.
Ich
habe
eine
große
Lieblingstasse,
die
jeden
Tag
in
Gebrauch
ist
und
vor
mir
steht:
„Kacktage in Glitzer tunken & funkeln lassen“. Genau so ist es!
Mein
Schwerbehindertengrad
hat
mittlerweile
100
GdB
mit
dem
Merkzeichen
„G“
erreicht
und
mir
wurde
der
Pflegegrad
1
zuerkannt. Keine guten Trophäen, aber jetzt ist es halt so.
Ich
bin
auch
immer
noch
berufstätig,
allerdings
dauerhaft
im
Homeoffice.
Das
hat
mir
mein
Chef
so
eingerichtet.
Ich
habe
immer
noch
den
besten
Arbeitgeber
der
Welt.
Vermutlich
werde
ich
so
lange
arbeiten,
bis
ich
umfalle.
Die
Arbeit
macht
mir
sehr viel Spaß. Außerdem hält es Kopf gesund.
Im
Mai
2024
endete
die
ADAPTlate-Studie.
Ich
hatte
es
trotz
aller
Widrigkeiten
geschafft
und
mal
wieder
einen
guten
Grund,
stolz
auf
mich
zu
sein
bzw.
stolz
auf
meinen
Körper,
dass
er
es
zuließ,
noch
einmal
über
einen
längeren
Zeitraum
eine
Medikamentenkeule zu bekommen.
Im
Juni
2024
trat
ich
meine
zweite
dreiwöchige
Reha
an,
wieder
in
Bad
Pyrmont,
da
es
mir
2020
dort
so
gut
gefiel.
Ich
traf
mich
dort
tatsächlich
mit
Auke,
den
ich
2020
dort
kennen
lernte.
Ein
sehr
angenehmes
Wiedersehen.
Überhaupt
lernte
ich
wieder
mal
nette
Menschen
kennen.
Besonders
in
Erinnerung
ist
mir
Karin
geblieben,
Karin
mit
ihrem
operierten
Knie.
Eine
so liebe Frau. Wir wollen weiter in Kontakt bleiben und ich hoffe, dass wir das hinbekommen.
Zurzeit
bin
ich
in
einem
Reha-Sportprogramm,
zweimal
die
Woche.
Für
die
kommenden
Monate
darf
ich
dies
in
Anspruch
nehmen.
Jede
Woche
Lymphdrainage
ist
Pflicht,
ebenso
alle
vier
Wochen
Podologie
sowie
einmal
jährlich
Herzecho
und
natürlich die lebenswichtige Krebsvor- und -nachsorge.
Im
Moment
stehe
ich
vor
der
Entscheidung,
das
Medikament
Letrozol
abzusetzen
oder
noch
weitere
3
Jahre
zu
nehmen.
Im
April
werden
es
5
Jahre
und
bei
vielen
endet
dann
die
Einnahme.
Wegen
meines
hohen
Lymphknotenbefalls
soll
ich
lt.
meiner
Onkologin
das
Medikament
weitere
3
Jahre
einnehmen,
da
es
auch
Metastasen
verhindern
kann.
Das
Problem
dabei
ist,
dass
Letrozol
so
sehr
auf
die
Knochen
geht,
dass
ich
von
damals
sehr,
sehr
guter
Knochensubstanz
mittlerweile
in
der
Osteopenie
gelandet
bin,
eine
Vorstufe
von
Osteoporose.
Nach
weiteren
3
Jahren
kann
ich
also
davon
ausgehen,
dass
ich
evtl.
krebsfrei
bin,
aber
Osteoporose
habe.
Will
man
auch
nicht.
Alles
ist
eventuell.
Eine
Entscheidung
zwischen
Pest
und
Cholera. Ich werde mich wohl für den Einnahmeabbruch entscheiden.
Im
August
bin
ich
mit
meinem
Sohn
(oder
er
mit
mir)
nach
München
zum
ColdPlay-Konzert
gefahren.
Ich
war
ja
schon
auf
sehr
,
sehr
vielen
Konzerten,
aber
das
war
das
Beste,
was
ich
je
erleben
durfte.
Ich
kann
das
kaum
beschreiben,
man
muss
es
erlebt
haben.
Das
waren
über
zwei
Stunden
Gänsehautmomente,
pure
Begeisterung,
Freude,
Glückseligkeit
-
alles
zusammen zur selben Zeit.
Das
Jahr
2024
brachte
auch
viel
Trauriges
hervor.
Eine
Freundin
von
mir
verstarb,
sie
war
3
Jahre
jünger
als
ich.
Entsetzlich.
Wir
kannten
uns
seit
unserer
Kindheit,
wohnten
im
selben
Dorf,
ihr
Bruder
war
meine
erste
Jugendliebe.
Ihr
Tod
hat
mich
sehr
getroffen.
Es
starb
auch
der
Nachbar
meiner
Mutter,
ich
mochte
ihn
sehr
gerne
und
die
Gespräche
mit
ihm
fehlen
mir.
Dem
Ganzen
folgten
noch
drei
weitere
Trauerfeiern,
u.
a.
der
Mann
einer
früheren,
besten
Freundin
von
mir.
Auch
darüber
war ich sehr schockiert. Das Jahr 2024 war kein gutes Jahr, es war ein sehr trauriges Jahr.
Und
nun
haben
wir
bald
das
Jahr
2025,
das
hoffentlich
besser
wird.
Im
Juli
2025
ist
die
Diagnose
6
Jahre
her
und
im
Dezember
2024
werde
ich
60
Jahre
alt.
Wer
hätte
vor
ein
paar
Jahren
gedacht,
dass
ich
dieses
Alter
erreichen
werde?!?
Einige
meiner
Freunde
befürchteten,
dass
es
nicht
so
kommen
wird,
ich
hoffte
es.
Geschafft!
Ich
wünsche
mir,
dass
noch
einige
gute
Jahre dazukommen.
Meinen
Chemomädels
Steffi,
Nicole
und
Nicki
geht
es
auch
hervorragend.
Einmal
im
Jahr
fahren
wir
gemeinsam
über
ein
verlängertes
Wochenende
irgendwo
hin,
meist
an
die
Ostsee,
im
Frühjahr
2025
wird
es
mal
die
Nordsee
sein
und
dann
feiern
wir wieder das Leben.
Mein
Sohn
lebt
seit
2
½
Jahren
über
mir
in
seiner
eigenen
Wohnung
und
wenn
ich
mal
Hilfe
benötigen
sollte,
ist
er
da.
Aber
ich
versuche,
das
nicht
allzu
oft
in
Anspruch
zu
nehmen.
Er
soll
sein
eigenes
Leben
führen,
selbstständig
war
er
sowieso
schon
immer.
Er
ist
einfach
ein
toller
Mensch,
auf
den
ich
sehr,
sehr
stolz
bin.
Mein
Lieblingsmensch.
Immer
noch
und
für
immer.
Fazit für 2024: Ich bin krebsfrei, ich bin fröhlich und guter Dinge.
Hier beende ich meine Fortsetzung. Wenn es etwas Neues zu berichten gibt, werde ich es
hier rein schreiben. Aber bis dahin gilt: Seid gewiss, es geht mir gut. Ich lebe, ich liebe, ich lache.
Alles Liebe
Doris